Als Schulleiter bloggen?

Bloggen? ein Blog? was ist das?

Ein Blog [blɔg] oder auch Web-Log [wɛb.lɔg], Wortkreuzung aus engl. World Wide Web und Log für Logbuch, ist ein auf einer Website geführtes und damit – meist öffentlich – einsehbares Tagebuch oder Journal, in dem mindestens eine Person, der Web-Logger, kurz Blogger, Aufzeichnungen führt, Sachverhalte protokolliert oder Gedanken niederschreibt.
(Wikipedia-Eintrag „Blog„)

Wann sollte ein Schulleiter nicht bloggen?
Wenn er oder sie nichts zu sagen hat –
und wenn er „dieses Internet nicht so mag“.

Warum sollte ein Schulleiter das tun?
Ich war vor ein paar Wochen in einer Fortbildung von schulkommzept „Öffentlichkeitsarbeit für Schulen“ und ganz, ganz am Rande wurde diese Idee erwähnt, dass man die Schulhomepage auch mit einem Schulleiter-Blog ergänzen könnte. (Lehrer-Blogs sind ja bereits so bekannt, dass sie hier und hier auf Spiegel-Online vorgestellt werden.)

Mir gefällt die Idee! Denn
– der Schulleiter kann in einem Blog abseits der offiziellen Verlautbarungen und neben dem halbjährlichen, gedruckten Schulleiter-Info-Brief die Schule aus Schulleitungssicht vorstellen.
– der Schulleiter kann gezielt für ein sympathischeres, offeneres Bild der Schule sorgen.
– er kann für die gute Arbeit seiner Schule „werben“ und besondere Projekte seiner Kolleginnen & Kollegen bzw. Schüler darstellen.

Richtig interessant wird es doch, wenn sich eine Person nicht mehr hinter einem Amt oder einer Institution versteckt, sondern Sätze schreibt, in denen das Wort „ich“ vorkommt – wenn ein Mensch erkennbar wird.

Worüber lässt sich als Schulleiter also bloggen?
Prinzipiell kann man zunächst über alle schulischen Belange (wenn man denn die beamtenrechtlichen Aspekte beachtet. Und kein Schulleiter würde sich entblößen, negativ über die Schule, Kollegen oder Bildungspolitik zu sprechen.)

Zielgerichtet ließe sich über Zwischenstände größerer schulischer Projekte berichten: z.B. der Projektstart einer Schulpartnerschaft („Austausch mit Schule XY“), Etappenziele von Konzepte schreibenden Gruppen („Schulprogramm ist in der Entwurfsfassung und wird bald präsentiert“), persönliche Berichte von Abschlüssen („Rückblick auf den Jahrgang/die Abschlussfeiern“).
Daneben natürlich persönliche Sichtweise auf Feste jeder Art oder Einblicke in Schulleitungshandeln.

(Ein seltener Aspekt könnte zudem die Kommunikation während einer gesamtschulischen Krise sein. Auch hier ließe sich „die Öffentlichkeit“ über einen Blog gezielt und vor allem schnell informieren. Allerdings ist Krisenkommunikation ein so ein weites Feld – das lasse ich hier lieber weg.)
Im englischsprachigen Raum gestatten die Schulleiter übrigens auch Einblicke ins Privatleben, was hierzulande wohl nicht jedermanns Geschmack sein dürfte.

Gibt es Beispiele?
Auf den ersten Blick nicht sehr viel. (Wenn es ungehobene Schätze, d.h. gute Beispiele gibt, freue ich mich über einen kurzen Hinweis.)

Marius Weinkauf vom Ulmer Anna-Essinger-Gymnasium, der über schulische Projekte oder Organisatorisches schreibt.
– Dr. Detlef v. Elsenau, der auf der Schulhomepage einen eigenen Bereich füllt und mit Tiefgang über „aktuelle Themen und Entwicklungen“ der Schule schreibt.
– Im englischen Sprachraum findet man dann ein paar mehr Blogs von ’school principals‘: Google-Suche

Was braucht man für’s bloggen?
– ein Bewusstsein für die Bedeutung von öffentlicher Darstellung
– einen Kollegen, der bei der Einrichtung des Blogs hilft! (oder aber: einige programmiertechnische Grundkenntnisse)
– Zeit! Denn das (regelmäßige) Schreiben der Artikel kostet Zeit. Wenn dann noch Leser-Reaktionen dazu kommen (was ja gewünscht ist!), dann können schnell „ein paar“ Stunden entstehen.

Ein Schulleiter-Blog kann ein Bestandteil von schulischer Öffentlichkeitsarbeit sein.


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11 Antworten zu „Als Schulleiter bloggen?“

  1. Den letzten Punkt (Zeit) halte ich für sehr entscheidend. Wenn schon die meisten Aufgaben aus Zeitmangel an das Kollegium weitergegeben wird, kann ich mir vorstellen, wenn der Schulleiter nicht gerade eine sehr persönliche Verbindung mit der Schule oder dem Blog hat, dass für die Pflege des Blogs wie für die Pflege der Schulhomepage gegen eine Entlastungsstunde ein Lehrer beauftragt wird.

  2. Dann wäre es ja „nur“ ein Schul-Blog und eben kein SL-Blog mehr. 😉

  3. Ich möchte einen Aspekt ergänzen, den ich für wesentlich halte: Bloggen ist nicht nur In-die-Welt-Senden, sondern Bloggen ist immer Kommunizieren, Austausch, Vernetzung. Also nicht nur eine Einbahnstraße wie in „öffentlichkeitsarbeit 1.0“. Konkreter: In der Blogwelt sind bisweilen die Kommentare wichtiger als die Artikel. Und deben den Kommentaren finden sich in Blogs typischerweise auch Referenzen auf andere Blogs.
    Bloggende SL sollten also auch ein Selbstverständnis für sich und die eigene Schule in der Richtung haben, dass Schule in „guter Gesellschaft“ befindet und nicht nur punktuell Welt von draußen in die Schule lässt und umgekehrt, sondern in kontinuierlichem Austausch mit ihrem Umfeld und der interessierten Öffentlichkeit steht.
    (Allerdings: So lange bloggende Schulleiter eine Ausnahme darstellen, wird ihnen notwendigerweise auch die Vernetzung zu anderen Blogs schwerfallen. Aller Anfang ist Anfang.)
    Was es außerdem braucht, wenn man Bloggen nicht nur als Senden versteht: Ein Stück weit Mut zum Kontrollverlust. Denn mit einem Blog gebe ich tendenziell immer Dritten die Möglichkeit, sich „unter meinem Dach“ zu äußern. Und die machen das möglicherweise ja nicht nur immer in dem Sinne, in dem ich mir das als Blogger gedacht habe. 🙂

  4. Gilt das auch für Konrektoren? 😉

    Aber egal,

    ich bin oben schon recht schnell gestolpert, als es hieß: der Schulleiter kann die Schule aus Schulleitungssicht darstellen…oder es ist die Rede davon, dass man sich nicht mehr „hinter seinem Amt verstecken“ kann/braucht/will.
    Ich denke, er kann das nicht so einfach. Bei dir klingt es so nach dem Motto: vormittags wird der Elternbrief rausgeschickt und nachmittags im Blog alles so aus der Perspektive des „Ich musste das im Elternbrief so schreiben, denke aber ganz anders…“ beschrieben. Das geht ja nun nicht.

    Einiges andere, von dem du schreibst, schaffen ja schon die Schulhomepages. Das Problem hier ist oft, dass die Kollegen, die diese im Gang halten, nicht immer auch Zeit haben, diese mit Content ausreichend zu füllen, weils einfach schweineviel Zeit in Anspruch nimmt.

    Und letztens @Jöran: Was macht dein Schulleiter so am Vormittag? Die Arbeitszeit eines Schulleiters ist doch genug gefüllt. Bloggt er nun auch, wird auch erwartet, dass er auf Kommentare eingeht. Wie stellt man sich das vor? Wird hier die Selbstausbeutung propagiert?

    Netter Gedanke, aber etwas unausgereift. Vor allem auch, weil doch ein wenig unberücksichtigt bleibt, dass der SL oftmals eben besonders in der Zwickmühle zwischen Kultus, Bildungspolitik, Sachaufwandsträger, Eltern, Schüler, Kollegen, Regionalpresse……steht.

    Grüße

    von einem bloggenden Schulleitungsmitglied, das nicht über seine Schule bloggt, jedenfalls nicht namentlich, weil es sich einen gewissen Freiraum der Semi-Anonymität bewahren möchte.

  5. @Jöran: Letztenendes ist es wohl wirklich eine Zeitfrage. Bloggen verschlingt (ach komm – wem sag ich das?) saumäßig viel Zeit, wenn man es in dem Sinne macht, wie du es oben beschreibst. Und ich teile das ja, dass gerade der spontane Austausch, ein großer Reiz des Bloggens ist. Also: woher die Zeit nehmen, wenn nicht stehlen?
    @Thomas: Natürlich auch für DIE! 😉 Danke für diesen Hinweis! Ich meinte es nicht i.S. eines „endlich mal ehrlich schreiben nach dem formalen Kram vorhin“, sondern eine Facette ergänzend. Im Blog persönlicher, lockerer schreibend könnend. Und authentisch geht das nur, wenn sich Elternbrief und Blog ergänzen.
    Und dann – du schreibst es! – aufpassen, dass man sich zwischen den ganzen Stühlen auf den richtigen setzt: nämlich seinen eigenen, der diese Balance zwischen den von dir genannten „Stakeholdern“ aushält.

  6. Schöner Beitrag Timo! Aus der kleinen Randnotiz in meinem Seminar ließe sich gut mal eine eigene Veranstaltung machen. Die Frage, wie sich Schule in den kommenden Jahren den digitalen Herausforderungen und Möglichkeiten stellen wird, halte ich für eine sehr spannende. Ob in Bezug auf Medienkompetenz insgesamt oder die Gestaltung einer zeitgemäßen internen und externen Öffentlichkeitsarbeit: Schulleitungen können/müssen hier Impulse setzen bzw. engagierten Kolleg/innen, aber auch Schüler/innen Gestaltungsräume geben. Dialog und Transparenz werden ganz sicher zu immer wichtigeren Kriterien, die über das Image von Schulen und die Zufriedenhait der Schulgemeinschaft entscheiden. Hierzu kann auch ein authentischer SL-Blog seinen Beitrag leisten.

  7. […] Timo Off fragt sich, warum man als Schulleiter bloggen sollte. Ich habe gerade im Auftrag einen Facebookaccount für unsere Schule erstellt, traue mich jedoch noch nicht, die Daten ohne ein bisschen Zeit und Ruhe zum Erklären von Social Media weiterzugeben. Ich glaube, dass man als Schule sowohl beim Bloggen als auch bei der Social-Media-Nutzung zumindest ein bis zwei Gedanken zum Thema Motivation und mögliche Ziele verschwenden sollte. Aber ich bin ja eher auch ein Digital Visitor… […]

  8. Als aus dem aktuellen Schulgeschehen Zurückgezogene , aber im Bildungsbereich nach wie vor Aktive, möchte ich mir gerne ein paar Bemerkungen zur Öffentlichkeitsarbeit und Offenheit von Schulen erlauben.
    Eine Schule ist- oder sollte zumindest- heutzutage keine abgeschottete statische Institution mehr sein, sondern sich öffnen zur Kommunikation (d.h. nicht: „His Master’s Voice“ über Verlautbarungen auf der Homepage)- sondern Austausch mit allen am Schulleben beteiligten Gruppen. Schulleiter und Schulleiterinnen haben eine Vorbildfunktion nicht nur für ihre Institution Schule, sondern für alle am Schulleben Beteiligten, um eine offene auf Vertrauen basierende Kommunikation aufzubauen und vorzuleben. Diese Aufgabe kann ein Schulleiter auch nicht delegieren, im Gegensatz zu vielen anderen administartiven Tätigkeiten. Hier muss er mit seiner Persönlichkeit vorangehen und darf sich auch nicht scheuen, der Schule und seinem „Amt“ dadurch eine persönliche Note zu geben. In einer Zeit, wo es kaum noch Schüler und Schülerinnen ohne eine Mitgliedschaft in sozialen Netztwerken gibt, ist das für die Institution Schule auch eine Maßnahme, den Schülern zu demonstrieren, dass man ihre veränderte Welt auch wahr- und ernst nimmt. Man muss als Schulleiter ja nicht unbedingt auf Facebook mit den Schülern kommunizieren, aber ein seriöser Blog , wo sich dann auch Kollegen, Eltern, Schüler etc kommentierend äussern könnten, wäre ein erster Schritt in das Zeitalter der 21st Century Schule und könnte viele Ängste und Vorurteile abbauen. Und dies sollte einem Schulleiter oder einer Schulleiterin die investierte Zeit allemal wert sein! Leider ist die Angst, sich irgendwo öffentlvih zu äussern bei der Lehrerschaft immer noch übergroß und es wird sicher schwierig sein, hier gerade bei den Schulleitungeneinen soclchen Schritt in Gang zu setzen. Aber es gibt ja immer mehr mutige und unkonventionelle Leute, die Zeichen setzen.

  9. @Jan: dito! man spürt es ja auch in der Politik: Dialog und Transparenz.
    @Sigi: Das Spannende, das Neue, das Ungewisse ist der von Jöran angesprochen Kontrollverlust.
    Auf diesen muss man sich einlassen können. Mit allen negativen und sicher auch positiven Konsequenzen.

  10. Danke für die Zusammenstellung!

    Man könnte die Frage aufwerfen, ob wirklich jede/r bloggen muss, nur weil er/sie es könnte. Das betrifft auch Schulleitungen. Warum? Mit welchem Mehrwert? Ist es nur ein Teil der Öffentlichkeitsarbeit? Wenn das so wäre: Ist das Zeitaufwand, den man dafür betreibt, nicht viel zu groß?

    Ich glaube, dass die Verwendung von Blogs (und Twitter etc…) aktuell vor allem noch ein Experimentierfeld ist. Eine Schulleitung, die sich diesen Tools öffnet, begeht einen „kontrollierten“ Kontrollverlust, da sie sich öffnen muss. Dies führt zu Legitimitätsproblemen (siehe Hauptstadtjournalisten und Twitter) und anschließend auch die Frage, ob ein Blog auch authentisch ist (die Grenze zwischen Person und Funktion beginnt zu verwischen…). Das alles kostet nicht nur Zeit (die eine Frage der Priorität wäre), sondern vor allen Dingen die Überzeugung, dass es sich als wertvoll zeigen wird, wenn man auf diesem Weg Erfahrungen sammelt. Ich würde mich sehr freuen, wenn sich mehr Schulleitungen zu diesem Weg entscheiden würden. Ein erster Schritt ist, die regelmäßigen Briefe an die Schulgemeinschaft auch digital zu veröffentlichen und die Kommentare freizuschalten.

    Ich verspreche mir davon mehr Transparenz und eine offenere Kommunikationskultur, wenn sich über Blogs innerhalb der Kollegien bereits Diskurse führen ließen, die die Konferenzen oft sprengen (dort aber natürlich nochmal kondensiert zusammengetragen werden müssen!).

  11. […] Timo-off schrieb mal, dass er sich Schulleiter-Blogs wünschte. Ich fand das damals schwierig, vor allem auch, weil ein Schulleiter ja nun auch eher dezent sein muss mit dem, was er so aus der Schule erzählt. […]

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