Lehrer sein – und noch etwas anderes machen

Es gibt Kollegen, die sind einfach nicht ausgelastet mit einer Vollzeitstelle. Oder es gibt Kollegen, die sich für weitere Tätigkeiten im Schulbereich interessieren, um noch etwas anderes zu machen. Oder Kollegen, die über den schulischen Tellerrand schauen wollen. Doch welche Möglichkeiten gibt es eigentlich?
Um mich auf ein Gespräch mit einem Kollegen vorzubereiten, habe ich eine Liste zusammengestellt: Welche Tätigkeitsfelder gibt es neben dem Lehrerberuf, ohne den Kontakt zur Schule ganz zu verlieren?

Die folgende Liste ist sicher nicht vollständig. Wer hat noch mehr Ideen?

Dozent an der Uni (Abordnung)

Als Dozent an der Uni im Bereich der Lehrerbildung kann man bereits erworbenes Wissen als Lehrer weitergeben. Pro Jahr gibt es einige Ausschreibungen (natürlich nicht für jedes Fach) und diese sind fast nie eine 100% Abordnung.

Fortbildner für Lehrer

Wer sich in einen Fach oder einem Bereich besonders eingearbeitet hat, kann anderen Lehrer etwas beibringen. Auch Landesinstitute suchen immer mal wieder neue Gesichter und neue Themen. Also: kleines Konzept über die Fortbildung schreiben und im Landesinstitut/Lehrfortbildung anfragen.

Ausbildungs-Lehrkraft in der eigenen Schule

Auch in der eigenen Schule gibt es viel zu tun. Viele Lehrer/innen bilden gerne aus, weil der unmittelbare unterrichtliche Kontakt hilft, über die eigene Arbeit nachzudenken.

Funktionsstelle/Koordinator

In der eigenen oder einer fremden Schule werden immer wieder Funktionsstellen ausgeschrieben. Diese Ausschreibungen sind je nach Schulform und Stelle mehr oder weniger stark nachgefragt. Auch mehrfache Bewerbungen sind möglich. Mit anderen Funktionsstellen-Inhabern sprechen, wie man sich erfolgreich bewirbt. Und dann: Nicht aufgeben!

Schulleiter

Warum nicht Schulleiter werden? Die werden nämlich gesucht. Und alleine schon herauszufinden, ob es der richtige Beruf ist, ist spannend. Die Landesinstitute bieten Seminare an, die erstens auf das Tätigkeitsfeld Schulleiter vorbereiten und zweitens auch bei der Selbstklärung mithelfen.

Auslandslehrkraft

Warum in die Nähe schauen, wenn das Glück doch auch in der Ferne liegen kann. Die 140 deutschen Auslandsschulen suchen dauerhaft Lehrkräfte, die die Zentralstelle für das Auslandsschulwesen dann an die Schulen vermittelt. Definitiv eine spannende Option für junge Lehrer/innen, als Lehrkraft ins Ausland zu gehen: Link

Landesinstitut/Ministerium (Abordnung)

Aus eigener Erfahrung sage ich: die Arbeit dort ist dramatisch besser als ihr Ruf. Wer im Inneren eines Landesinstituts oder des Bildungsministeriums arbeitet, erfährt durch die Arbeit automatisch eine Fortbildung. Denn man lernt, wie Entscheidungen getroffen werden, lernt Schulen und viele schulische Themen kennen. Wer solch eine Stelle über eine Abordnung erhält, kann meist nach zwei oder vier Jahren mit vielen neuen Eindrücken wieder an die Schule zurückkehren.

Fachberater/Funktion in der Schulaufsicht (Abordnung)

Auch die Schulaufsicht ist kein No-Go, sondern ein breites Entwicklungsfeld, wenn man sich für ein Fach oder eine kleine Funktion in der Schulaufsicht begeistern kann: Lehrplanfragen, Erlasse überarbeiten oder auslegen, Fachfragen, Prüfungsfragen, …  Ich glaube zudem, dass eine Tätigkeit dort hilft, die vermeintlichen Schranken und das elendig-angstvolle hierarchische Denken im Bildungswesen abzubauen.

Aufgabenentwickler

In fast allen Ländern werden Tests und Abschlussarbeiten zentral entwickelt. Das Ministerium/Landesinstitut sucht immer wieder neue Lehrkräfte, die gute Aufgaben entwickeln wollen. Vergütet wird die Tätigkeit mit Entlastungsstunden, d.h. man muss weniger unterrichten. Auch hier profitiert man vom schulübergreifenden Austausch mit anderen Kollegen.

Studienleiter, Teilzeit

Als Studienleiter in Teilzeit ist die Gefahr groß mehr als eine 100%-Stelle zu bearbeiten. Durch zwei Arbeitsstellen (Schule, Landesinstitut) gibt es mehr Fahrwege, zugleich aber die Chance, angehende Lehrer auf einen tollen Beruf vorzubereiten. Es gibt auch Vollzeitstellen. Aber viele Studienleiter wollen gerade den Kontakt zu den eigenen Klassen, dem Unterricht und einer Schule nicht verlieren und machen den Spagat bewusst mit.
Für Inhalte und eine gute innere Haltung in diesem Bereich empfiehlt sich ein Blick auf Unterrichtsbesuche.

Viele Optionen. Oder?

Wenn man neben der eigentlich Lehrertätigkeit noch etwas anderes sehen, erleben oder bearbeiten möchte, dann gibt es Wege. Auch wenn Teilabordungen den Stundenplan durcheinander bringen – als Schulleiter bin ich froh darüber, wenn sich ein Lehrer über den eigenen Unterricht hinaus engagiert und etwas Neues lernen will. Denn diese Kollegen bringen immer wieder etwas mit zurück in die Schule: neue Themen, Ideen oder Kontakte.

 

Update: kleine Ergänzung dank @zursonne und schöner Kommentar von @ixsi


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Kommentare

Eine Antwort zu „Lehrer sein – und noch etwas anderes machen“

  1. ixsi

    – Schulpersonalrat und darüberhinaus Bezirkspersonalrat: ordentliche Schulrechtsausbildung und Einblicke in die Schulabläufe, auch an anderen Schulen

    – Mitwirkung in Schulbuchverlagen (wird eher gering vergütet, macht man oft eher des Egos wegen)

    – als Fach- oder fachlicher Berater in der Behörde, z.B. für Inklusion, Medien, Begabtenförderung, Suchtberatung, …; man ist dafür oft nur teilabgeordnet, und die Erfahrungen kommen gleich der Schule wieder zugute

    – apropos Berater: sehr wichtig finde ich auch die Beratungslehrer an den Schulen selbst, meist gibt es mehrere Entlastungsstunden

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