Heute Mittag habe ich auf twitter (einfach nur so…) einen „typischen“ Lehrerspruch geschrieben.
Im Folgenden gab es auf Twitter einige Reaktionen, so dass ein paar mehr Lehrersprüche zusammen kamen.
Hier meine völlig subjektive und spontane Auswahl der Top 10 der Lehrersprüche, die ich so (oder so ähnlich) in der Schule als Schüler oder als Lehrer gehört habe:
10. Wer hat heute Tafeldienst? (@MatthiasHeil)
9. Hallo!!!!!! Ruhe bitte! (@andi1984)
8. WER WAR DAS? (@chbeer)
7. Martin! Kannst du nochmal wiederholen, was Michaela gesagt hat? (@dunkelmunkel)
6. Ihr seid doch nicht mehr im Kindergarten / in der Grundschule / Mittelstufe ( @chbeer)
5. Auch wenn Zeugniskonferenz schon war, die Note kann noch jederzeit geändert werden. (@chbeer)
4. Ich beende die Stunde, nicht die Klingel. (@dunkelmunkel)
3. xyz, komm doch bitte mal an die Tafel! (@Lehrerzimmer)
2. Was ist denn so lustig? Lasst doch bitte die ganze Klasse daran teilhaben! (@Lehrerzimmer)
1. Ich hab‘ Zeit… (chbeer)
Mittlerweile gibt es eine ganze Reihe von Twitter-Einträgen, die man unter dem Schlagwort #lehrerspruch finden kann. (Das das so’n Sammelding wird, war gar nicht geplant – aber es ist schwer amüsant, das alles zu lesen.)
Bereits nach kurzer Zeit hat Christian (espresso doppio heißt sein Blog) dann bündig zusammengefasst, was ich als Gefühl spürte, während immer mehr Tweets lesbar waren.
Ich hatte von den genannten Punkten vor allem Frontalunterricht und Notendruck im Blick. Denken wir uns Frontalunterricht und Notendruck von unserer derzeitigen Schulsituation weg (interessanter Gedanke, wie das dann übrig Gebliebene sich ergäbe, oder?), dürfte es fast alle der obigen Sprüche kaum geben. Oder man müsste sich sehr bemühen, eine Situation hierfür zu konstruieren.
Sitzordnung? Da muss ich mich mal wieder einlesen über den Einfluss der Sitzordnung auf Lernen und Unterricht. (Empfehlungen anyone?)
Hierarchie? Ja, die wird es immer geben. Die lässt sich nicht umgehen.
Ein Aspekt, der mir noch fehlt, ist die Haltung des Lehrers zum Schüler, die unabhängig von pädagogischen Moden ist. In diesem Zusammenhang fällt mir „Schulkummer“ von Daniel Pennac ein. Ein Buch über einen schlechten Schüler, der ein besonderer Lehrer wurde. Pennac möchte aus eigener (Schüler-)Erfahrung „den Schülern die Angst nehmen“ und jedem eine Chance geben. Mit angenehm selbst-ironischem Ton spricht Pennac im Buch mit zwei „Stimmen: Die eine ist seine alte, seine eigene, optimistische Stimme und die andere Stimme ist die des Schülers, der die Urteile der Lehrer in sich aufgenommen hat und mit einem „das schaffst du sowieso nicht“-Tonfall die Vorschläge der optimistische Stimme in der Luft zerreißt. Diese Stimme ist geprägt von übelsten Lehrersprüchen (wie sie oben zu finden sind). Er hat sie als Haltung in sich aufgenommen und gibt sie mittlerweile selbst über sich wieder. Das Buch gipfelt dann in einem wüsten Zwiegespräch mit ganz besonderer Pointe, die mich beim Lesens wiederum an eine Frage meine Vaters erinnerte. Zu Beginn meines Lehramt-Studiums fragte er mich:
Liebst du eigentlich junge Menschen?
Es war leider auch damals die Zeit eines widerlichen Mißbrauchsskandals in Belgien. Ich zuckte zusammen und rang mir ein „ja-denke-schon-irgendwie“ ab. Jahre später in der Klasse verstand ich ihn, was er im Schulkontext damit meinte, und diese ganz besondere Form einer inneren Haltung, in der man den anderen mit aufrichtiger Achtung behandelt. (Ich hab das Buch von Pennac gerade in diesem Punkt wirklich sehr gern gelesen.)
Kann ich diese Lehrersprüche da oben aussprechen, wenn ich Schüler achte, sie fördern und ihnen ein angstfreies Lernen ermöglichen möchte?
Auch wenn Liebe ein viel zu vielschichtiger und großer Begriff ist…
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