Die Hattie-Kommentatoren sind in großer Zahl vorhanden, die Hattie-Leser angeblich auch. Aber was soll man lesen, wenn man das Wesentliche zu John Hattie kurz und bündig erhalten möchte? Vor allem: welchem Autor traut man?
Das Beste ist sicher eine Zusammenfassung von einer Person, die die Bücher zu Visible learning nicht nur einmal, sondern sicher mehrfach und intensiv gelesen hat: von einem der Übersetzer, die ich inhaltlich up-to-date sind. Klaus Zierer bietet solche eine kritischen Überblick in einer kostenlosen PDF.
Die Konrad-Adenauer-Stiftung hatte bereits zwei Veranstaltungen zur Meta-Analyse des neuseeländischen Bildungsforschers ausgerichtet (Nov 2013 und Juli 2014). Nun hat Klaus Zierer für die Konrad-Adenauer-Stiftung (und das Mecklenburgische Kultusministerium und den Schneider Verlag) eine sehr gut lesbare Zusammenstellung der „Kernbotschaften aus John Hatties Visible Learning“ veröffentlicht.
Der Kern der PDF hat 22 Seiten, drei einleitende Kapitel, drei Kernbotschaften und eine dezente Warnung.
In den ersten drei Kapitel wendet sich Zierer gegen einen „Fast-Food-Hattie“, erläutert in Kürze, was und wie John Hattie gearbeitet hat und gibt eine Leseempfehlung, wie eine verkürzende Lektüre vermieden werden kann.
Kernbotschaften
Die nächsten Kapitel erläutern dann prägnant die Kernbotschaften:
- Kooperation ist notwendig!
- Strukturen allein bewirken wenig!
- Auf die Haltungen der Lehrpersonen kommt es an!
Es ist ein (im Originalbeitrag sieben Zeilen langer) Satz, für den ich diesen Blogartikel aufsetze, obwohl es doch auch ein Tweet getan hätte. Ein Satz, der mit soviel Verve geschrieben ist, dass hier die Leidenschaft des Autors durchschimmert.
Gefordert sind Lehrpersonen, die Unterricht nicht als einen Monolog sehen, sondern als einen Dialog, die immer und immer wieder im Schüler etwas suchen, wovon keiner etwas weiß und woran schon keiner mehr glaubt, die mit Leidenschaft und Kompetenz von ihrem Wissen, aber auch ihrem Leben erzählen können, die sich mit ihren Kolleginnen und Kollegen austauschen und zusammentun und die dem Schüler auf Augenhöhe begegnen, wohlwissend, dass sie ihn genauso brauchen wie er sie.
Damit nähmen Lehrpersonen im Unterricht eine bestimmte Rolle ein, die von Hattie im Wesentlichen als Regisseur bezeichnet wird.
Expertise der Lehrkraft hängt nicht von den Berufsjahren und nicht vom Arbeitsaufwand für den Unterricht ab. Vielmehr sind es diese leidenschaftlichen Lehrerinnen und Lehrer, die den größten Einfluss auf die Lernenden haben.
Haltungen – mindframes
Und nach Hattie tragen diese erfolgreichen Lehrpersonen bestimmte Haltungen in sich, sie verkörpern diese im Unterricht, in der Schule. Als wichtigsten Haltungen (Hattie nennt sie „mindframes“) hat er zunächst 8 identifiziert, die hier in einem Video visualisiert werden.
Nun ist an unterschiedlichen Stellen (von Hattie selbst) eine neunte hinzugekommen.
Learning is hard work!
Alle 9 in Kurzform:
I develop positive relationships. I see learning as hard work. I set the challenge. Assessment is feedback to you about you. I inform all about the language of learning. I use dialogue not monologue. I am a change agent. I am an evaluator. I talk about learning not teaching.
Zurück zu Zierers Dokument, denn der schließt mit einem bemerkenswerten Kapitel: „Was nicht vergessen werden darf: Gute Schule ist mehr als effektive Schule!“ – Hierin zeigt er die Grenzen von Hatties Ansatz auf (die Hattie aber in seinen Büchern ebenfalls andeutet) indem er ein „Passungsmodell“ von Schule (unter Rückgriff auf Ken Wilber) vorstellt.
Also: Lesen!
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