Zahlreiche Übergabe-Treffen stehen an und zugleich wird die neue Schule sichtbar. Was für eine Zeit! Ich bleibe bis zur letzten Minute verantwortlich und bereite parallel den ersten leisen Schritt ins Neue vor. Im vierten und letzten Teil der Artikelreihe geht es darum, die alte Schule stabil zu übergeben und in der neuen respektvoll anzudocken.
Im Bild bleiben
Bis zum letzten Tag bin ich voll zuständig und möchte keine „lame duck“ sein. Gleichzeitig merke ich, dass es Runden gibt, in die ich ganz leise nicht mehr eingeplant werde. Das ist nicht leicht. Deshalb bitte ich offen darum, mich in dieser Phase im Informationsfluss zu halten. Entscheidungen, die nach meinem Wechsel wirken, treffe ich abgestimmt mit der Leitungsrunde. Und ich respektiere Rollen: In der neuen Schule führt bis zum Amtswechsel die dort amtierende Schulleitung. In meinem Fall geht sie in den Ruhestand. Ich will auf jeden Fall eine Schattenführung und Vorgriffe vermeiden.
Ich möchte nicht in zwei Schulen aktiv sein, aber in keiner richtig.
Alte Schule: Übergabe & Vorbereitung
Ich versuch’s klar und kompakt: Mein knapp achtseitiges Übergabedossier plus Anhang ist schlank angelegt, aber doch mit dem Anspruch aktuell die entscheidenden Themen darzustellen. Es ist selbst gestrickt, da es vom Ministerium oder im Netz keine Vorlage gibt. Jahresplanung mit kritischen Terminen, Projekte mit „Ampelstatus“ bzw. nächster Entscheidung, eine Übersicht der wichtigsten Ansprechpersonen sowie die zentralen Vertretungsfragen. IT und Organisation beschreibe ich so, dass der Betrieb unmittelbar weiterlaufen kann. Die immens lange Liste an Zugangsdaten geht ausschließlich über sichere Wege an die Nachfolge bzw. bei mir an die kommissarische Leitung. Dazu führe ich mehrere Übergabegespräche. Ich möchte Kontinuität sichern, Reibung reduzieren und die Verantwortung klar übergeben.
Entscheidungen für die Zeit nach dem Wechsel
Entscheidungen mit Wirkung vor dem Wechsel treffe ich wie gewohnt. Entscheidungen mit Wirkung nach dem Wechsel fühlen sich komisch an. Ich entscheide quasi nichts mehr allein: Ich strukturiere Optionen, begründe Empfehlungen und enthalte mich begründet in den Gremien. Ein Beispiel: Die Schulentwicklungsgruppe will große Schritte wagen und erfragt noch meine Expertise. Das ist ja schön so, ich bringe das ja gerne ein, aber ich werde die Konsequenzen nicht mehr tragen. Also strukturiere ich vorsichtig, begründe meine Empfehlung, enthalte mich in den Konferenzen und übergebe, damit das Team und die neue Leitung entscheiden können.
Neue Schule: Vorsichtig anklopfen
Ich nehme erst Kontakt auf, wenn die offizielle Bekanntgabe erfolgt ist, in Abstimmung mit der Schulaufsicht und über den Dienstweg. Der Erstkontakt bleibt schlank und respektvoll: Ich stelle mich vor, drücke Wertschätzung aus und kündige nix an, keine Maßnahmen. Im ersten Gespräch stimmen wir einen sinnvollen Zeitplan für spätere Übergabe- oder Kennenlerngespräche ab. Fürs Ankommen bitte ich um eine leichte Orientierung: Organigramm, Jahreskalender, Leitbild und wenn möglich ein Kollegiumsfoto mit Namensliste, damit ich Menschen schneller zuordnen und die Namen vorab lernen kann.
Schluss
Dies ist das Ende der vierteiligen Reihe.
Motive klären, rechtliche Leitplanken kennen, möglichst klar kommunizieren, respektvoll übergeben. Am Ende bleibt dann hoffentlich weniger Drama, wenn man (auch in dieser Phase) etwas mehr vorgearbeitet hat. Ich gehe hin zu einer nächsten Aufgabe und trage für Entscheidungen doch Verantwortung bis zum letzten Tag. Die „alte“ muss handlungsfähig bleiben und die neue beginnt hoffentlich gelassen.
Es kann unterschiedliche Gründe geben, warum man als Schulleiter den Wunsch hat, die Schule zu wechseln. Wesentlicher Gedanke ist mir, dass die aktuelle Schule nicht der Schluss des Berufswegs sein muss. Allein dieser Gedanke kann für Gelassenheit sorgen. Und wenn du jetzt wirklich die Schule wechseln möchtest, wünsche ich Dir gutes Gelingen!